Festivalhistorie

Magdeburg ist eine Stadt der Wissenschaft und Technik. Der Gelehrte und Bürgermeister Otto von Guericke verblüffte die Magdeburger Mitte des 17. Jahrhunderts mit Experimenten, in denen er die Kraft des Luftdrucks erfahrbar machte. Schwermaschinenbau und innovative Industrie haben die Stadt zur Gründerzeit wohlhabend gemacht und die Magdeburger Alma Mater war bis vor nicht allzu langer Zeit eine Technische Universität. Aber Magdeburg kann auch auf eine reiche musikalische Tradition zurückblicken. Im 16. und 17. Jahrhundert leisteten hiesige Musiker einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung einer eigenständigen protestantischen Kirchen-musik, so dass anerkennend von der «Magdeburger Schule» gesprochen wurde. Auch ist Magdeburg die Geburtsstadt von Georg Philipp Telemann, einem der bedeutendsten Barock-komponisten. Richard Wagner wirkte in dieser Stadt. Und Gottfried Michael Koenig, Pionier der elektroakustischen Musik und Wegbegleiter von Karlheinz Stockhausen am Studio für elektronische Musik des Westdeutschen Rundfunks in Köln, wurde hier geboren.

Seit 2008 verbindet das Festival SinusTon – Magdeburger Tage der elektroakustischen Musik die beiden Identitäten Magdeburgs als Technik- und Musikstadt. Das Programmangebot präsentiert Musik, die auf vielfältige Weise Technologie, Experimentierfreudigkeit und Innovation in die Erzeugung von neuen Klängen einbezieht. Ohne ästhetische Berührungsängste und stilistische Ausgrenzung wird ein breites Spektrum an elektronischer, elektromechanischer und instrumentaler Musik vorgestellt. «Klassiker» der elektronischen Musik stehen ebenso auf dem Programm wie Klanginstallationen, Live-Improvisation, Ambient- und Soundscape-Kompositionen.

Die Konzerte, Vorträge und Workshops richten sich dabei stets an ein breites Publikum. Sie möchten bewusst nicht nur Spezialisten erreichen, sondern elektroakustische Musik als leben-dige Kunstform mit vielgestaltigen Verbindungen zur Gesellschaft präsentieren. Das Format der Konzerte reicht von der klassischen Konzertsituation bis zum Wandelkonzert: neben reinen Laut-sprecherstücken sind audiovisuelle Arbeiten mit Videoprojektion zu erleben und Werke für die unterschiedlichsten Kombinationen von Instrumenten, Stimme und ungewöhnlichen Klanger-zeugern bis hin zu Kompositionen für Orchester und Live-Elektronik. Workshops für Anfänger und Fortgeschrittene laden zur Entdeckung und spontanen Umsetzung von Eigenkreationen ein.

Namhafte Interpreten zeitgenössischer Musik, Komponisten und Videokünstler aus Brasilien, China, Frankreich, Japan, Kanada, den Niederlanden, den USA und Deutschland wurden in den vergangenen Jahren nach Magdeburg eingeladen, um diese Vielfalt an jeweils drei bis vier Festivaltagen erlebbar zu machen.